Rundreise durch den Norden der Provinz Xinjiang:
Für die Rundreise durch den Norden der Provinz Xinjiang haben wir an einer einwöchigen, geführten Tour teilgenommen. Die Anreise erfolgt von Peking aus bequem mit dem Flugzeug. Man erreicht die Hauptstadt Ürümqi nach gut 4 Stunden. Von Ürümqi fahren wir weiter an den Sayram-See, besuchen die Ili-, Nalati- und Bayinbuluk-Graslandschaften. Dabei lernen wir auch die dort lebenden Minderheiten und deren Kultur näher kennen. Die Uigurische Autonome Region Xinjiang liegt im äußersten Westen der Volksrepublik China. Mit rund 1,6 Millionen Quadratkilometern ist Xinjiang die größte Provinz Chinas – etwa viereinhalbmal so groß wie Deutschland – und grenzt an acht Länder, darunter Kasachstan, Russland, Pakistan und Indien.
Ankunft in Ürümqi:
Vom Flughafen ist es am bequemsten, ein Taxi direkt zum Hotel zu nehmen. Die Fahrt ist nicht teuer und das Taxi ist die schnellste und komfortabelste Option. Auf Grund der geographischen Lage im Westen und der einheitlichen Zeit in ganz China, ist der Tag extrem lange hell. In den Sommermonaten ist es bis etwa 22 Uhr noch hell.
Ürümqi ist die Hauptstadt der Uigurischen Autonomen Region Xinjiang im Nordwesten Chinas. Mit über 3,5 Millionen Einwohnern ist sie das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Region. Als größte Stadt in Zentralasien fernab jeglicher Küste gilt Ürümqi als die am weitesten vom Meer entfernte Großstadt der Welt.
Der Hongshan Park:
Der Hongshan Park („Roter Berg“) liegt im Herzen von Ürümqi, direkt östlich des Ürümqi-Flusses auf einer Höhe von etwa 910 m. Der markante rote Hügel ist nicht nur ein Stadtwahrzeichen, sondern spiegelt auch die besonderen geologischen und historischen Eigenheiten der Region wider.
Am Gipfel genießt man einen weitreichenden Panoramablick über Ürümqi mit modernen Hochhaus-Silhouetten. Abends verwandeln Lichterketten den Park in eine romantische Kulisse – der erste beleuchtete Park der Stadt.
Der Hongshan Park vereint Geologie, Geschichte, Natur und Freizeit auf einzigartige Weise. Von seinem historischen Turm bis zu zeitgenössischen Veranstaltungen – er ist sowohl Naherholungsort für Einheimische als auch kulturelles Aushängeschild. Speziell am Abend, wenn die Sonne hinter den Hochhäusern der Stadt untergeht ist die Atmosphäre im Park sehr besonders.
Xinjiang International Grand Bazaar:
Der Xinjiang International Grand Bazaar, wurde im Juni 2003 eröffnet und beansprucht eine Fläche von rund 100.000 m² mit etwa 3.000 Verkaufsständen. Er gilt als die größte Markthalle Chinas und fungiert als kulturelles Tor zu Zentralasien – eine Mischung aus islamischer Architektur, Tourismus und ethnischem Handel.
Das Sortiment umfasst traditionell uigurische und zentralasiatische Produkte: getrocknete Früchte, Nüsse, Teppiche, Musikinstrumente, Messer, Atlas-Stoffe, Schmuck, Töpferwaren. Es herrscht reges Feilschen – ein typisches Marktgeschehen, was die bunte Atmosphäre unterstreicht.
Leider konzentriert sich das Angebot jedoch stark auf Souvenirs und Touristenprodukte – im Gegensatz zum lebendigen lokalen Marktleben in Städten wie Kashgar.
Der Xinjiang International Grand Bazaar ist ein prägnantes Wahrzeichen Ürümqis. Es ist ein Ort, wo Architektur, Handel, Essen und Show künstlerisch verschmelzen.
Ein Must‑See, um einen kompakten und lebendigen Eindruck von Xinjiang zu gewinnen – wenn auch eher touristisch inszeniert als authentisch-altstädtisch. Dennoch ein lohnender Einstieg ins regionale Flair.
Dushanzi Grand Canyon:
Der Dushanzi Grand Canyon liegt südlich der Stadt Dushanzi im Distrikt Karamay. Entstanden ist er durch jahrtausendelange Erosion, bei der das Schmelz- und Regenwasser des Tian-Shan-Gebirges das Gestein in mehrere Stufen zerschnitt – Ergebnis sind eindrucksvolle Hangterrassen von bis zu neun Ebenen, mit einer Ausdehnung von 100 – 400 Metern und Steilwänden von bis zu 200 Metern Höhe.
Der Canyon gehört zur typisch wilden, grauen bis schwarzen Sedimentstruktur der Region. Die steilen, zerklüfteten Wände lassen sich hervorragend in zonierte Ebenen unterteilen – und wirken wie die Rippen eines gigantischen, uralten Körpers. Besonders bei sanftem Sonnenlicht zeigt sich seine Wildheit und Schönheit in voller Pracht – daher gehört der Canyon zu den beliebtesten Fotospots Xinjiangs.
Der Dushanzi Grand Canyon ist eine beeindruckende geologische Formation, die durch ihre massiven Erosionslandschaften, dramatischen Schichtverwerfungen und spektakuläre Lage am Eingang der Duku-Route besticht. Ideal für Naturliebhaber, Fotografen und Abenteurer – ein Highlight auf Xinjiangs unvergesslicher Reiseroute.
Der Sayram-See:
Der Sayram-See liegt im Bortala Mongolischen Autonomen Bezirk im Norden des Tian‑Shan‑Gebirges in Nordwest‑Xinjiang, nahe der Grenze zu Kasachstan. Er erstreckt sich über etwa 458 km² und befindet sich auf einer Höhe von 2 070–2 073 m – damit ist er sowohl der größte als auch der höchstgelegene Gebirgssee Xinjiangs.
Der Kasachische Autonome Bezirk Ili:
Die Ili Kasachische Autonome Präfektur, im Nordwesten von Xinjiang gelegen, ist eine der reizvollsten und vielfältigsten Regionen Chinas. Die Präfektur erstreckt sich über rund 268.600 km² und grenzt im Norden an Kasachstan, Russland und die Mongolei. Das Gebiet ist unter anderem bekannt für den Anbau und die Verarbeitung von Lavendel.
Die historische Stadt Ili ist eine moderne Rekonstruktion einer historischen Stadtanlage im Stil der Qing-Dynastie, inspiriert von der multikulturellen Geschichte des Ili-Tals. Sie befindet sich am Stadtrand von Yining, dem Verwaltungszentrum der Ili-Kasachischen Autonomen Präfektur in Xinjiang. Sie dient heute als kulturelles Freilichtmuseum, Themenpark und touristisches Zentrum, das verschiedene Ethnien, Baustile und Bräuche der Region sichtbar macht.
Die Stadt ist so gebaut, dass sie den alten Stadtstil von Yining/Ili aus dem 18.–19. Jahrhundert widerspiegelt, kombiniert mit Elementen aus kasachischer, uigurischer und Han-chinesischer Architektur:
Traditionelle Holzhäuser mit Innenhöfen, teils im kasachischen oder zentralasiatischen Stil.
Islamische Bauwerke, Moscheen, verzierte Bögen.
Qing-inspirierte Stadttore, Wachtürme und Mauern.
Basar-Gassen, Kopfsteinpflaster, Teehäuser und Handwerksläden.
Die Stadt ist nachts spektakulär beleuchtet – ideal für Spaziergänge, Fotografie oder kulturelle Abendshows.
Obwohl es sich bei der historischen Stadt Ili um eine künstlerisch rekonstruierte Stadt handelt, erfüllt sie wichtige kulturelle Funktionen:
Bewahrung der kulturellen Vielfalt der Region.
Tourismusförderung in West-Xinjiang.
Stärkung des lokalen Selbstverständnisses und regionaler Identität.
Symbol für friedliches Zusammenleben der verschiedenen Kulturen.
Auch die lokale Polizei patrouilliert in Ili im traditionellen, eher historisch anmutenden Look.
Die historische Stadt Ili ist kein Museum mit stillen Vitrinen, sondern ein lebendiges Kulturviertel, das Geschichte erlebbar macht. Zwischen Düften von frisch gebackenem Brot, Musik auf dem Dombra-Instrument und prachtvoll verzierten Fassaden bietet sie Einblick in das reiche Erbe einer Region, die seit Jahrhunderten ein Schmelztiegel der Völker entlang der Seidenstraße ist.
Das Kalajun Grasland:
Das Kalajun Grasland, gelegen im Kreis Tekes, ist Teil der Ili Kasachischen Autonomen Präfektur in Xinjiang. Es liegt etwa 30 km südöstlich von Tekes-Stadt und bildet den zentralen Teil des „Xinjiang Tianshan“-Welterbes. Es erstreckt sich über rund 2.848 Quadratkilometern auf Höhenlagen zwischen 2.000 und 3.600 Metern. Zeitlebens Heimat verschiedener Völker – von Tocharern, Wusun bis zu Kasachen – ist Kalajun nicht nur ein landschaftliches, sondern auch ein kulturelles Juwel.
Weite, sanft geschwungene Grasflächen wechseln sich mit dunkelgrünen Nadelwäldern, tiefen Schluchten und schneebedeckten Gipfeln ab. In Frühjahr durchziehen wilde Blumen wie Primeln und Vergissmeinnicht die Wiesen, während Ziegen, Schafe und Pferde die Weite durchstreifen.
Die Tierwelt ist vielfältig: Murmeltiere, Vögel, Adler, sogar Wölfe und Schneeleoparden kommen in den geschützten Tälern vor.
Hier und da trifft man auf kleine Siedlungen, in denen die Kasachen noch traditionell in ihren Jurten leben.
Das Kalajun Grasland ist ein Naturwunder zwischen Majestät der Tianshan-Alpen und traditionsreicher Nomadenkultur. Für Fotografen, Wanderer, Kulturinteressierte wie Naturliebhaber bietet es ein unvergleichliches Erlebnis.
Die Stadt Tekesi Bagua:
Tekesi ist eine Kleinstadt im Ili Kasachischen Autonomen Bezirk im Nordwesten Xinjiangs. Die Stadt fungiert als Zentrum des gleichnamigen Kreises Tekes und liegt malerisch im Tekes-Tal, umgeben vom nördlichen Tian‑Shan‑Gebirge. Die Stadt ist historisch bewusst nach dem Bagua-Prinzip („Acht Trigramme“) angelegt – einem taoistischen Kosmologie- und Feng‑Shui-Schema. Ausgehend vom zentralen Bagua-Platz strahlen acht Hauptstraßen radial ab, verbunden durch vier konzentrische Ringstraßen – so gleicht die Stadt einem lebendigen Feng-Shui-Diagramm. Seit 1996 verzichtet Tekesi auf fest installierte Ampeln, basierend auf dem radialen, intuitiven Verkehrsfluss; stattdessen regeln Polizei oder mobile Ampeln an Bedarfspunkten den Verkehr.
Tekesi Bagua ist ein seltenes Beispiel urbaner Planungsphilosophie. Mit radialem Layout nach Bagua, dem Verzicht auf Ampeln und atemberaubenden Luftansichten vom Helikopter aus oder per Drohne, wurde die Stadt bekannt und entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugsziel.
Tekesi ist nach wie vor ein ungewöhnliches Ziel abseits ausgetretener Routen.
Das Ili Tokkuztara Grasland:
Tokkuztara ist ein Kreis in der Ili‑Kasachischen Autonomen Präfektur von Xinjiang, berühmt für seine atemberaubenden Graslandschaften und abwechslungsreiche Naturlandschaft. Der Kreis Tokkuztara liegt im Ili‑Flusstal, nördlich der Tianshan‑Gebirgskette, eingebettet zwischen Bergen und Flusstälern.
Während die Region meist ländlich geprägt ist, finden sich zwischen den sanft geschwungenen Hügeln riesige Grasflächen, durchsetzt mit Auenwäldern entlang der Flüsse – ein idyllischer Sommertreffpunkt für Viehzüchter.
„Tokkuztara“ bedeutet auf Kasachisch „neun Flüsse“ – eine passende Beschreibung, da hier mehrere kleine Flüsse auf das Ili‑Flusstal zulaufen.
Das Grasland ist Teil des ökologisch wertvollen Ili-Graslandsystems, das im Tianshan-Gebirge ein sogenanntes „feuchtes Inselklima“ bildet – eine grüne Oase mitten in Xinjiangs Trockenklima. Aufgrund guter Niederschläge und nährstoffreicher Böden ist die Region äußerst fruchtbar und bietet daher perfekte Bedingungen für Landwirtschaft und Tierhaltung. Das Tokkuztara Grasland im Kreis Gongliu ist ein Geheimtipp für individuell Reisende und Naturliebhaber. Es verbindet authentische Nomadenkultur, naturbelassene Flusslandschaften sowie entspannte Atmosphäre fernab vom Trubel. Wer das Ili‑Tal von seiner grünen, kaum entdeckten Seite erleben möchte, findet hier Ruhe, Weite und kulturelle Vielfalt – ein lohnendes Ziel abseits der bekannten Routen.
Das Nalati Grasland:
Das Nalati Grasland liegt im östlichen Ili-Flusstal, nahe Nalati-Stadt im Kreis Xinyuan. Am östlichen Ende des Ili-Tals erstreckt es sich ins tibetisch-alpine Hochland hinein – auch bekannt als „Air Grassland“ – auf etwa 1.800–2.200 m Höhe, eingebettet zwischen Nadelwäldern, Tälern und Hochebenen. Mit einer Fläche von bis zu 1 848 km² gehört es zu den vier größten subalpinen Graslandschaften weltweit.
Nalati beeindruckt durch weite, sanft geschwungene Grasflächen, wild strömende Bäche und Flusstäler, dichten Nadelwald und schluchtenartige Täler. Umrahmt ist das Grasland von den schneebedeckten Gipfeln der Tianshan-Bergkette.
Diese abwechslungsreiche Topographie macht das Grasland besonders fotogen. Grüne Hügel, lila Blumen, weiße Jurten und graue Bergwände ergeben eine harmonische, mehrfarbige Landschaft.
Das Nalati Grasland ist ein Natur- und Kulturerlebnis in einem. Alpine Wiesen, wilde Täler, schneebedeckte Gipfel und jahrhundertealte Nomadentraditionen ergeben ein harmonisches Gesamterlebnis.
Der Rückweg nach Ürümqi:
Vom Nalati Grasland fahren wir über den Nilka Pass zurück in Richtung Ürümqi. Der Nilka Pass verbindet alpine Naturschönheit mit einem bedeutenden Zeugnis menschlicher Vorgeschichte.
Den letzten Abend in Ürümqi lassen wir kulinarisch am International Grand Bazaar ausklingen, bevor die Xinjiang Reise zu Ende geht.
Neben einfachen Grillrestaurants gibt es hier auch hervorragende, traditionell uigurische Küche, die man bei einer Xinjiang Reise nicht verpassen sollte.
Fazit:
Eine Woche in Xinjiang reicht aus, um sich tief in die überwältigende Vielfalt dieser entlegenen chinesischen Region zu verlieben. Die Reise durch die Ili-Region mit Stationen wie dem Nalati Grasland, dem Kalajun-Plateau, der Tekesi-Bagua-Stadt, dem Sayram-See, dem Dushanzi Grand Canyon und dem Nilka-Pass ist eine beeindruckende Kombination aus Naturerlebnis, kultureller Begegnung und historischer Tiefe. Die subalpinen Wiesen von Nalati und Kalajun bieten eine fast europäisch anmutende Alpenlandschaft mit kasachischen Nomaden, Jurten und Pferden – ein selten gewordenes Fenster in eine jahrhundertealte Lebensweise. Tekesi begeistert mit seinem einzigartigen Bagua-Stadtgrundriss, während Sayram-See durch seine kristallklare Einsamkeit und die Weite der Natur besticht. Der Dushanzi Canyon wiederum beeindruckt als geologisches Schauspiel aus farbigen Felsen und Erosionstälern. Am Nilka-Pass trifft schließlich archaische Landschaft auf Bronzezeitforschung – ein wahrer Geheimtipp für Neugierige.
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