Von Qingdao über Yantai und Weihai nach Dalian

Written by M.S.Photographics

31. Juli 2025

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Von Qingdao über Yantai und Weihai nach Dalian:

Von Peking fahren wir zunächst mit dem Zug nach Qingdao. Die Küste Nordostchinas ist reich an Geschichte, Kultur und landschaftlicher Schönheit – ein Mosaik aus kolonialem Erbe, maritimer Atmosphäre und moderner Dynamik.

Diese achttägige Reise führt entlang der malerischen Halbinsel Shandong und über das Gelbe Meer bis in die Hafenstadt Dalian, einem kulturellen Schmelztiegel im äußersten Süden der Provinz Liaoning.

Ankunft in Qingdao:

Vom Bahnhof in Qingdao geht es mit der U-Bahn weiter in Richtung des LaoShan Nationalparks und mit dem Taxi zu unserer Unterkunft im Fischerdorf Qingshancun.

Qingshancun – Das urwüchsige Fischerdorf unter den Klippen von LaoShan:

Qingshancun, oft auch als “Qingshan‑Fischerdorf” bezeichnet, liegt malerisch zwischen den grünen Gipfeln des LaoShan‑Massivs und der blauen Küste des Gelben Meeres. Eingebettet in die östliche LaoShan‑Region, rund drei Kilometer vom berühmten Daoistischen Tempel Taiqinggong entfernt, besticht das Dorf durch seine idyllische Lage.

Das Dorf wurde in der Ming‑Dynastie während der Regierungszeit von Kaiser Wanli gegründet, als Einwanderer aus dem Süden Chinas hier einen neuen Ort schufen. Inzwischen blickt es auf eine rund 600 jährige Geschichte zurück.

Qingshancun gehört seit 2012 zu Chinas erstem Bund traditioneller, geschützter Dörfer. Die steinernen Brücken, historischen Steinskulpturen und Pfade entlang verwinkelter Gassen erlauben einen direkten Blick auf das ursprüngliche Dorfleben.

Die traditionelle Bauweise ist geprägt von roten Ziegeldächern und schlichten Steinhäusern, die in terrassenförmigen Linien den Hang hinunter zum Meer säumen. Charakteristisch sind die schmalen Steinwege – abschnittsweise kaum breiter als ein Fuß – die sich durch das Dorf schlängeln und eine ganz eigene Atmosphäre schaffen.

Drumherum öffnen sich grüne Teefelder, während der Blick aufs offene Meer zum Träumen einlädt. Zusammen ergeben diese Elemente ein eindrucksvolles Panorama aus Bergen, Terrassen, dem Dorf und der Küste. Eine echte Landschaftskomposition.

Qingshancun ist mehr als ein hübsches Fotomotiv. Das Dorf ist ein lebendiges Zeugnis traditioneller Fischerkultur und naturnaher Lebensweise.

Eingebettet in eine spektakuläre Landschaft aus Gipfeln, Teefeldern, Kieselstränden und Fischerbooten, lädt es zum Innehalten ein. Besucher erleben hier nicht Statistik und Betonsiedlungen, sondern Geschichte, Heimatgefühl und Harmonie zwischen Mensch und Natur.

Entlang der Teiping Bucht in Qingdao:

Die Teiping Bucht befindet sich im südlichen Teil von Qingdao in der Nähe der Halbinsel Taipingjiaojiao. Sie liegt eingebettet zwischen markanten Klippen, Nadelwäldern und historischen Villenvierteln.

Ursprünglich als „Lüdou-Insel“ bekannt, wurde sie Ende des 19. Jahrhunderts zur Halbinsel geformt und erhielt nach Chinas Rückgewinnung Qingdaos den Namen „Taiping“ — Frieden und Harmonie.

Die Küstenlinie ist geprägt von rotbraunen Felsen, steil abfallenden Klippen und einer dichten Schwarz-Kiefer-Bepflanzung entlang der Uferwege. Diese Landschaft bildet eine eindrucksvolle Kulisse. Hier trifft schroffe Natur auf glasklares Meer, ein Paradies für Fotografen und Naturliebhaber.

Die Teiping Bucht ist mehr als nur ein Strand, sie ist ein kultureller Kreuzungspunkt. Hier verschmelzen Natur, Geschichte, Architektur und urbanes Lifestyle-Erleben zu einer einzigartigen Szenerie. Ob beim morgendlichen Spaziergang entlang der Küste oder beim Sonnenuntergang zwischen kolonialen Villen, die Teiping Bucht verkörpert die sanfte, kulturell reiche Seite von Qingdao. Sie bietet gleichzeitig Erholung, Nostalgie und Ästhetik.

Qingdao´s koloniales Erbe:

Die Taiping- und Guangxi-Straße waren früher Geschäfts- und Wohnstraßen. Heute laden sie zu entspannten Spaziergängen ein. Cafés, Galerien und kleine Geschäfte haben sich in die historischen Fassaden eingefügt und bewahren dennoch den alten Charme. Entlang der historischen Straßen findet man Info‑Schilder zu Gebäuden und Anekdoten aus der Kolonialzeit, ideal für einen Kulturspaziergang.
Das Viertel steht sinnbildlich für Qingdaos Identität. Dank Initiativen wie die der Deutschen Botschaft und lokaler Denkmalschutzprogramme wurden Fassaden, Dächer und Kirchentürme fachmännisch restauriert. So bleibt das deutsche Erbe lebendig und zugänglich.
Das deutsche Viertel zwischen Taiping- und Guangxi-Straße ist weit mehr als ein historisches Museum. Es ist ein gelebtes Quartier, in dem koloniale Vergangenheit und modernes Stadtleben verschmelzen. Wer Architektur, Geschichte und Entdeckungslust verbindet, findet hier eine faszinierende Zeitreise mitten in Qingdao.

Die Hafenstadt Yantai:

Die Stadt Yantai liegt im Nordosten der Provinz Shandong, an der Küste des Gelben Meeres und direkt gegenüber von Dalian. Die Stadt erstreckt sich entlang einer rund 900 Kilometer langen Küstenlinie und ist ein wichtiger Zugangspunkt zur Halbinsel Shandong, eingebettet zwischen Qingdao im Südwesten und Weihai im Osten. Mit über 7 Millionen Einwohnern im Großraum gehört Yantai zu den bedeutendsten Wirtschaftszentren Nordostchinas und verbindet naturschöne Landschaften mit industrieller Dynamik und kolonialem Erbe.

Der Name „Yantai“ bedeutet wörtlich „Rauchplattform“ und bezieht sich auf Wachtürme aus der Ming-Zeit, von denen aus Rauchsignale zur Piratenabwehr ausgesendet wurden. Unter der Qing-Dynastie entwickelte sich Yantai zum regionalen Handelsplatz. Der entscheidende Wandel kam jedoch mit der Öffnung des Hafens im Jahr 1861. Unter dem damaligen Namen Chefoo wurde Yantai ein internationaler Vertragshafen mit britischer, deutscher, japanischer und amerikanischer Präsenz. Missionare, Handelsvertreter, Konsulate und Kolonialarchitektur prägten das Gesicht der Stadt, besonders im heutigen Stadtteil Zhifu.

Nach 1949 wuchs Yantai zur modernen Industriestadt heran, wurde 1984 zu einer der ersten „offenen Küstenstädte“ im Rahmen von Deng Xiaopings Reformpolitik erklärt und entwickelte sich seither zu einem wichtigen Standort für Weinbau, Maschinenbau, Petrochemie und maritimen Handel.

Im Zentrum der Altstadt erhebt sich der Yantai-Berg, ein parkähnliches Areal mit spektakulärer Aussicht auf den Hafen und die Stadt. Hier befinden sich gut erhaltene europäische Villen, Konsulatsgebäude und Kirchen aus dem 19. Jahrhundert.

Darunter unter anderem das ehemalige britische Konsulat, ein französischer Leuchtturm und ein japanischer Teepavillon. Der Ort ist heute ein beliebtes Ausflugsziel und ein Freilichtmuseum der kolonialen Globalisierung.
Yantai bietet zahlreiche Strände mit sauberem Wasser, z. B. den No.1 Beach, den Golden Beach im Stadtteil Muping oder die Fisherman’s Wharf, die sich durch eine moderne Uferpromenade mit Gastronomie und Nachtleben auszeichnet.
Besonders im Sommer ist Yantai ein beliebtes Reiseziel für chinesische und koreanische Touristen.

Die Yangma-Insel bei Yantai:

Die Yangma-Insel liegt im Distrikt Muping, etwa 30 km östlich von Yantai im gelben Meer und umfasst rund 10 Quadratkilometer Fläche. Der Name geht auf Legenden zurück. Während seiner Ostexpedition soll Kaiser Qin Shi Huang dort prächtige Pferde gehalten haben. Daher wurde die Insel „Pferdehaltung“ (Yangma) getauft.

Die östlichen Strände zeichnen sich durch feinen Sand und ruhiges Wasser aus, perfekt zum Baden und Entspannen während der Sommerzeit. Die Westseite hingegen ist geprägt von felsigen Küsten, natürlichen Höhlen (z. B. „Crescent Moon Cave“) und spektakulären Klippenlandschaften bei Ebbe.

Die Yangma-Insel vereint malerische Küstenlandschaften, faszinierende Felsformationen, reiche Meeresflora und ein vielseitiges Freizeitangebot, eingebettet in eine ruhige, entspannte Inselatmosphäre. Die Yangma-Insel ist optimal für einen Tagesausflug oder einen kurzen Inselurlaub.

Yantai steht oft im Schatten des prominenten Nachbarn Qingdao, allerdings zu Unrecht. Die Stadt kombiniert charmantes historisches Flair mit modernen Wirtschaftsstrukturen, maritimer Erholung und einem Hauch internationaler Geschichte. Wer Nordchina abseits der üblichen Pfade erkunden möchte, wird in Yantai ein authentisches, weltoffenes und landschaftlich reizvolles Reiseziel finden.

Nach einem Kaffee mit Ausblick auf das Meer fahren wir mit der Bahn weiter nach Weihai.

Weihai – Die Hafenstadt zwischen Meer und Bergen:

Weihai liegt am östlichsten Zipfel der Shandong-Halbinsel und grenzt im Norden an Yantai sowie im Osten an das Gelbe Meer. Mit knapp drei Millionen Einwohnern und einer städtischen Metropole von gut einer Million Bewohnern ist Weihai eine lebendige Großstadt mit maritimem Flair.

Von einem kleinen Fischerdorf im 14. Jh. entwickelte sich Weihai zur befestigten Küstenanlage gegen Piratenüberfälle. Später wurde Liugong-Insel zum strategischen Marinestützpunkt der Beiyang-Flotte, bis zur Schlacht von 1895. Von 1898 bis 1930 war Weihai britische Konzession genannt „Port Edward“.

Weihai kombiniert maritime Geschichte, wirtschaftliche Vielfalt, erstklassige Umweltqualität und vielseitigen Tourismus. Die Nähe zu Südkorea und internationale Fährverbindungen machen die Stadt zusätzlich attraktiv.

Ein äußerst beliebter Platz für Treffen, Tanz und Geselligkeit ist direkt an der Uferpromenade gelegen.

Weihai ist ein lohnendes Ausflugsziel, egal ob als erholsamer Badeort, maritime Historienstadt oder aufstrebende Metropole voller grüner Energie und kultureller Vielfalt.

Von Weihai fahren wir über Nacht mit der Fähre weiter nach Dalian.

Ankunft in Dalian:

Dalian liegt im Nordosten Chinas auf der Liaodong-Halbinsel und ist Chinas bedeutendster eisfreier Tiefseehafen am Eingang zur Bohai-Bucht.

Die Stadt umfasst die früher eigenständigen Städte Dalian und Lüshun, die 1950 zusammengelegt wurden.

Mit knapp 5 Millionen Einwohnern im Stadtgebiet und über sieben Millionen in der Metropolregion zählt Dalian zu den wohlhabenden, umweltfreundlichen und dynamischen Küstenmetropolen Nordchinas.

Das Oriental Venice Water City, befindet sich im Geschäftszentrum Donggang im Zhongshan District von Dalian. Der Park ist Teil des Jinzhou-District-Investitionsprojekts und umfasst gut 400.000 Quadratmeter Fläche, davon rund 300.000 Quadratmeter Wasserfläche mit einem künstlichen Kanalsystem von 4 km Länge.

Inspiriert von der italienischen Stadt Venedig, wurden über 200 europäische Gebäude im Stil von Renaissance, Gotik und Barock errichtet. Brücken, Stadtplätze, Glockentürme, der „Seufzerbrücke“ und sogar einem Nachbau des Markusplatzes. Eine künstliche Wasserzuführung bringt Meerwasser in die Kanäle – ein Wasserstadt-Konzept, das Ästhetik mit ökologischer Wasserarchitektur verbindet.

Dalian vereint all das, was Chinas nördliche Küstenregion so einzigartig macht: malerische Strände, koloniale Architektur, maritime Wirtschaftskraft, umweltfreundlichen Stadtbau und eine hervorragende Lebensqualität. Ob für Familien, Naturfreunde oder Geschäftsreisende, Dalian bietet eine attraktive Mischung aus Entspannung, Kultur, Kulinarik und moderner Infrastruktur.

Fazit:

Die achttägige Reise entlang der Küste Nordostchinas, von Qingdao über Yantai und Weihai bis nach Dalian – bietet weit mehr als nur schöne Ausblicke aufs Meer. Sie ist eine Begegnung mit einem weniger bekannten, aber umso facettenreicheren Teil Chinas. Jeder Ort entlang der Route hat seinen eigenen Charakter. Das weltoffene Qingdao mit seiner kolonialen Architektur und dem Flair deutscher Braukultur, das traditionsreiche Yantai mit seinen Weinen und Küstenpromenaden, das ruhige Weihai mit seiner klaren Luft und maritimen Gelassenheit und schließlich das kosmopolitische Dalian, wo europäische Einflüsse, moderne Architektur und urbanes Leben harmonisch verschmelzen.

Diese Reise zeigt eindrucksvoll, wie stark Geschichte, Natur und wirtschaftlicher Aufbruch miteinander verwoben sein können. Sie lädt ein, innezuhalten, Küstenlinien zu erkunden, frische Meeresluft zu atmen und dabei ein anderes, maritimes China kennenzulernen.

Wer Nordchina verstehen will, sollte diese Route gegangen sein.

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